- Karl V. und das Universalkaisertum
- Karl V. und das UniversalkaisertumKaiser Karl V. (1500-58, Kaiser 1519-56) war der letzte Herrscher des Reiches, der die Idee einer christlichen Universalmonarchie vertrat. Die Heiratspolitik, die er und seine Vorfahren verfolgten, war bereits weitgehend auf dieses Ziel ausgerichtet. Karls Großvater, Kaiser Maximilian I., hatte durch seine Heirat mit Maria von Burgund die Niederlande und die Freigrafschaft Burgund in den Besitz der Habsburger gebracht. Sein Vater, Philipp der Schöne von Burgund, war mit Johanna, einer Tochter Ferdinands und Isabellas von Spanien, verheiratet. Nach dem frühen Tod anderer Mitkonkurrenten fiel auch Spanien Karl zu. Zu dieser Herrschaft gehörten außerdem die Königreiche Sizilien und Neapel mit Sardinien.Zu langanhaltenden Konflikten kam es mit Frankreich über den Besitz Mailands. Die Kriege in Italien, in deren Verlauf die kaiserliche Armee sogar Rom plünderte (Sacco di Roma), endeten schließlich mit der Vormachtstellung der Habsburger auch in Oberitalien. Seine gefestigte Position in Italien ermöglichte es Karl, sich vom Papst 1530 in Bologna zum Kaiser krönen zu lassen. Es war das letzte Mal, dass ein Kaiser des Heiligen Römischen Reiches vom Papst gekrönt wurde.Als christlicher Universalkaiser verstand sich Karl auch als Beschützer der Christenheit gegen die Muslime. Von seinen Kreuzzugsplänen verwirklichte er 1535 einen Feldzug gegen den osmanischen General Barbarossa Cheireddin, der 1534 Tunis unterworfen hatte und das westliche Mittelmeer unsicher machte. Karl setzte sich selbst an die Spitze einer großen Kreuzfahrerflotte, die Cheireddin aus Tunis vertrieb. Ein weiterer Zug nach Algier scheiterte jedoch.Der materielle Rückhalt der Herrschaft Karls beruhte vor allem auf Spanien und in steigendem Maße auf den eroberten Gebieten in Amerika. Die überseeischen Interessen Spaniens wurden mit der Idee der Universalherrschaft und der Verpflichtung zur Heidenbekehrung gerechtfertigt. Karl rühmte sich schließlich, dass in seinem Reich die Sonne nicht untergehe.Weniger erfolgreich war die Heiratspolitik Karls in Bezug auf England, während sein Bruder Ferdinand, der österreichische Erzherzog, durch seine Ehe mit der Schwester des letzten Königs von Böhmen und Ungarn seine Machtbasis wesentlich erweitern konnte. Beide Königreiche fielen an Ferdinand. Damit zeichnete sich die Teilung des Reiches Karls V. zwischen der österreichischen und der spanischen Linie des Hauses Habsburg ab, wie sie 1555 vollzogen wurde. Die eine Seite besaß die wichtigsten materiellen Mittel (Spanien, die überseeischen Besitzungen und die Niederlande), die andere Seite aber die Kaiserwürde.
Universal-Lexikon. 2012.